Der Mischling
Jeder Mischling ist individuell und einzigartig
Optimale artgerechte Haltung
- Typgerecht halten
Den vererbten Anteil des Charakters Ihres Hundes zu kennen hilft Ihnen, sein Verhalten besser zu verstehen und im Umgang mit Ihrem Tier zu berücksichtigen. - Gesundheit fördern
Sie können vererbbare Gesundheitsrisiken frühzeitig kennen und handeln noch bevor Symptome auftreten. - Einfach testen
Eine einfach abzunehmende Speichelprobe genügt für eine zuverlässige Analyse.
Selbst wenn ein Mischling besonders viele Gene von einem seiner rassereinen Vorfahren bekommen hat, müssen sich bei ihm die äußeren Merkmale dieser Rasse nicht unbedingt zeigen. Er kann auch völlig anders aussehen. Das führt dazu, dass selbst Mischlinge eines einzigen Wurfs, ganz unterschiedlich aussehen können und oft nicht für Geschwister gehalten werden. Selbst für Experten ist es unmöglich, das Aussehen eines Mischlings vorherzusagen.
Schon beim Versuch, Mischlingshunde nach ihrem Aussehen Rassen ihrer Vorfahren zuzuordnen, stoßen Tierärzte und Züchter schnell an ihre Grenzen, wie diese anschaulichen Beispiele aus einer Studie des Maddie's Shelter Medicine Program der Veterinärmedizinischen Fakultät an der University of Florida mit über 5.000 Experten zeigt.
Die detaillierten Ergebnisse der Studie finden Sie hier (engl.).
Die Mischlings-DNA
Der typische Mischling
Fast alles ist möglich
Farbe, Größe, Gewicht - Mischlinge vertreten das komplette Spektrum ihrer Art. Trotzdem gibt es den typischen Mischling, denn einige Merkmale erscheinen bei Kreuzungen häufiger als andere.
Die typischen Mischlings-Merkmale:
- Schwarzes oder hell- bis mittelbraunes Fell - unabhängig von der elterlichen Färbung
- Häufig auch braunes Fell mit schwarzen Bereichen am Rücken und an den Seiten
- Weißes Abzeichen auf Brust, Schnauze oder an anderen Körperstellen
Einige Rassen geben aber auch ihre phänotypischen Eigenschaften, also die äußeren Rassemerkmale, an ihre Mischlingsnachkommen dominant weiter. So bringen beispielsweise manche Collies und Spaniels häufig Nachkommen mit charakteristischem Fell oder kennzeichnender Ohrform hervor.
Ursache ist der Mechanismus hinter der Vererbung genetischer Informationen.
Züchtung durch genetische Selektion
Alle Erbinformationen - unter anderem Informationen, die Merkmale wie Fellfarbe, Form von Ohren und Schnauze oder Schwanztyp bestimmen, sind auf der DNA gespeichert. Bei der Zucht von Rassehunden wird die Weitergabe bestimmter Merkmale durch Paarung besonders charakteristischer Tiere gezielt gefördert.
Durch diese Selektion werden bei reinrassigen Hunden die DNA-Sequenzen eliminiert, die chrakteristische Merkmale verwässern oder gar verdecken. Die Auswahl der Eltern ist also entscheidend für das Erscheinungsbild der Nachkommen. Deshalb setzt man in der Züchtung zunehemend auf Genetik – auch um Erbkrankheiten zu vermeiden.
Wenn der Zufall mitmischt
Bei Mischlingen werden DNA-Sequenzen verschiedener Rassen zufällig kombiniert.
Genau dieser überraschende Mix ist es natürlich, der den Charme von Mischlingen ausmacht. Allerdings kann man das Aussehen nicht mehr vorhersagen - je weiter die reinrassigen Vorfahren in der Vergangenheit liegen, desto weniger. Und umgekehrt können die Rassen der Ahnen immer weniger durch rein äußerliche Merkmale der Mischlinge ermittelt werden.
Die DNA-Analyse
Probenvorbereitung
Der genetische Fingerabdruck
Jede Zelle des Körpers trägt Erbinformationen, auch die Speichelprobe, die Sie uns von Ihrem Mischling geschickt haben. Nach Eingang der Probe im Labor wird die DNA aus den Schleimhautzellen isoliert und in einem chemischen Verfahren ein genetischer Fingerabdruck erstellt.
Genetische Marker - Bereiche, auf die es ankommt.
Im nächsten Schritt werden genetische Marker selektiert, also genau die Bereiche der DNA, die für die Rassenunterschiede verantwortlich sind. Für den Abgleich mit den erfassten Rassen müssen die DNA-Sequenzen millionenfach kopiert werden - ein Standardprozess in der DNA-Analytik, die so genannte PCR (Polymerase Kettenreaktion). Die DNA-Sequenzen werden durch bildgebende Verfahren sichtbar gemacht und mit entsprechenden genetischen Profilen von tausenden reinrassigen Hunden verglichen, die über Jahre in einer Referenz-Datenbank gesammelt wurden.
Analyse der Probe
Komplizierte Mathematik
Diese Vergleichsdatenbank ist der eigentliche Schlüssel zum gesamten Prozess. Der Vergleich des genetischen Profils des Mischlings mit den in der Datenbank hinterlegten Profilen erfolgt durch eine spezielle Software. Um ein genaues Ergebnis zu erzielen, wiederholt sie die Analyse mit einem komplexen statistischen Algorithmus mehrere Millionen Mal. Der Algorithmus errechnet pro Marker einen Wert für jede ermittelte Rassenübereinstimmung.
Eindeutige Testergebnisse
Nach weiteren statistischen Berechnungen werden die Rassen mit den höchsten Übereinstimmungswerten zwischen genetischem Profil des Mischlings und den Rassenprofilen in der Datenbank ausgewählt und als Ergebnis angezeigt. Die ermittelten Rassen sind diejenigen, von denen Ihr Mischling laut Vererbungstheorie mit hoher Wahrscheinlichkeit abstammt.
Qualitätssicherung
Auf Nummer Sicher
Alle Proben werden mit einem Barcode versehen, der vom Probeneingang bis zum Ergebnis die eindeutige Zuordnung zwischen Probe und Hund sicherstellt. Um zudem die Zuverlässigkeit der Ergebnisse garantieren zu können und Verunreinigungen auszuschließen, die zu falschen Ergebnissen führen könnten, gibt es einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor, den "Kontrollhund".
Der Kontrollhund
Bei jeder Analyse werden auch Hunde getestet, deren Testergebnisse bereits bekannt und gesichert sind. Weicht bei einem Testlauf das Ergebnis einer solchen Kontrollprobe vom erwarteten Ergebnis ab, wird der Test wiederholt.
Geschichte des Tests
Wie alles begann
Hundeforschung aus menschlichem Interesse
Forscher beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Erbgut von Hunden, dem Hundegenom - unter anderem aus einem sehr menschlichen Grund: die Hoffnung, ein besseres Verständnis des Hundegenoms würde dem Kampf gegen menschliche Leiden helfen. Sie versprechen sich von den Hundestudien Einsicht in eine Reihe von erblich bedingten Leiden, die ähnlich beim Menschen vorkommen, darunter einige Krebsarten, Formen von Taubheit, Epilepsie, Diabetes, grauem Star und bestimmte Herzleiden.
Das Hundegenom-Projekt
Während des Hundegenom-Projekts, das im Jahr 2005 abgeschlossen wurde, konnten Wissenschaftler im Rahmen ihrer Forschung erstmals bestimmte Segmente der DNA identifizieren. Diese Bereiche sind für die Unterschiede zwischen verschiedenen Hunderassen verantwortlich. Es sind äußere Merkmale wie die Schwanzform, die Größe oder die Farbe der Tiere.
Vergl.: The Dog Genome: Survey Sequencing and Comparative Analysis. Ewen F. Kirkness, Vineet Bafna, Aaron L. Halpern, Samuel Levy, Karin Remington, Douglas B. Rusch, Arthur L. Delcher, Mihai Pop, Wei Wang, Claire M. Fraser, and J. Craig Venter. Science 26, September 2003 301: 1898–1903
Entwicklung erster Tests
Was eine Rasse genetisch ausmacht
Die Erkenntnisse aus dem Hundegenom-Projekt waren der Ausgangspunkt für weitere Studien. Forscher wollten mehr über die genetischen Unterschiede der Hunderassen erfahren. In diesen Studien wurden verschiedene Marker definiert, also jene DNA-Sequenzen, die für die Unterschiede zwischen Hunderassen verantwortlich sind.
Sie sehen nicht nur anders aus
Die ersten Studien galten der Analyse von reinrassigen Hunden. Bei der statistischen Auswertung der umfangreichen Daten erwies sich, dass allein durch die Übereinstimmung der definierten Marker jeweils jene Hunde eine eigene Gruppe bilden, die einer bestimmten Rasse zugeordnet werden. Darüber hinaus zeigte sich die genetische Variationsbreite zwischen verschiedenen Rassen wesentlich größer als die innerhalb einzelner Rassen. So wurde das Bestehen der verschiedenen Hunderassen erstmals genetisch bescheinigt und damit auch der Nachweis erbracht, dass zwischen den Rassen nicht nur äußerliche, sondern tiefgreifende genetische Unterschiede bestehen.
Die Mischlinge kommen ins Spiel
Nach dieser ersten Analyse wurde durch eine Blindstudie geprüft, ob der Computer die einzelnen Tiere allein auf Grund ihres genetischen Profils der richtigen Rasse zugeordnet würde. 99 Prozent der Hunde landeten tatsächlich bei der korrekten Gruppe. Der Grundstein für die heute verfügbaren Mischlings-DNA-Tests war gelegt.
Vergl. Ostrander, Elaine A.: Warum Hunde so verschieden sind. spiegelonline [20.07.2008]
Quellen
Wissenschaftliche Artikel
- Cadieu, E. et al. (2009): Coat Variation in the Domestic Dog Is Governed by Variants in Three Genes. Science 326, S. 150–153.
- Ciampolini, R. et al. (2006): Statistical analysis of individual assignment tests among four cattle breeds using fifteen STR loci J. Anim. Sci. 2006 84. S. 11–19.
- Kirkness, E.F. et al. (2003): The dog genome: survey sequencing and comparative analysis. Science 301, S. 1898–1903.
- Koskinen, MT (2003): Individual assignment using microsatellite DNA reveals unambiguous breed identification in the domestic dog. Animal Genetics Aug; 34 (4): S. 297–301.
- Ostrander, E.A. & Kruglyak, L. (2000): Unleashing the canine genome. Genome Res. 10, S. 1271–1274.
- Parker, H.G. et al. (2004): Genetic structure of the purebred domestic dog. Science 304, S. 1160–1164.
Journalistische Artikel
- Derr, Mark (2004): Collie or Pug? Study Finds the Genetic Code. The New York Times. [21.05.2004].
- Petura, Barbara Bradley (2004): New Breakthrough in Dog Genetics. "The Racing Siberian Husky Online". WorkingDogWeb.com. [10.05.2008].
- Travis, John (2004): Purebred dogs defined by DNA differences. Science News 165 (21). [10.05.200].
- Ostrander, Elaine A (2008): Warum Hunde so verschieden sind. spiegelonline [20.07.2008]
Webseiten
- http://sheltermedicine.vetmed.ufl.edu/library/research-studies/current-studies/dog-breeds/dna-results [18.08.2017]
Kathleen C. Croy, Julie K. Levy, Kim R. Olson, Michael Crandall, Sylvia J. Tucker
Maddie’s Shelter Medicine Program, College of Veterinary Medicine, University of Florida, Gainesville, FL