Der Rassehund

 

Einzigartigkeit unerwünscht

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Der reinrassige Hund darf äußerlich keine Abweichungen zur Beschreibung prägnanter Merkmale der Rasse aufweisen, der er zugeordnet werden soll. Das Aussehen eines Rassehundes ist also relativ eindeutig vorherzusagen.

Definition von Reinrassigkeit

In der Regel wird eine Rasse durch einen Zuchtverband definiert, das könnte aber ebenso durch einen Züchter oder durch Einzelpersonen vorgenommen werden.

Die meisten bekannten Hunderassen werden durch Verbände und Vereine beschrieben. Heute erfolgt die Anerkennung der Hunderassen hauptsächlich durch die Féderation Cynologique Internationale (FCI), die einen der weltweit größten Dachverbände darstellt.

Es gibt keine einheitliche wissenschaftliche Grundlagen für die Benennung.

 

Der reinrassige Hund

Züchtung durch genetische Selektion

Durch gezielte Selektion werden bei reinrassigen Hunden die DNA-Sequenzen eliminiert, die chrakteristische Merkmale verwässern oder gar verdecken. Die Auswahl der Eltern ist also entscheidend für das Erscheinungsbild der Nachkommen. Deshalb setzt man in der Züchtung zunehemend auf Genetik – auch um Erbkrankheiten zu vermeiden.

Bei der FCI gilt seit 1984 folgende Rassedefinition:

„Die Rasse ist eine Gruppe von Individuen, die gemeinsame Merkmale aufweisen, die sie von anderen Vertretern ihrer Spezies unterscheiden, und die durch Vererbung übertragbar sind. Die Spezies entsteht auf natürlichem Wege, wohingegen die Rasse das Ergebnis von Züchtungen im Rahmen der Kynologie darstellt.“

Raymond Triquet: in: Enzyklopädie der Hunde (Royal Canin)

Obwohl eine Vielzahl von Rassen beschrieben wurde – manche Schätzungen gehen von über 300 andere von sogar über 800 Rassen aus – vertreten manche Genetiker, wie W. Schleger, die Meinung, dass man beim Haushund lediglich von höchstens 100 Rassen sprechen kann. Den Rest hält er für Varietäten.

Einordnung in Gruppen nach FCI

Alle registrierten Hunderassen werden in 10 Gruppen eingeteilt:

  1. Hüte- und Treibhunde
  2. Pinscher und Schnauzer
  3. Terrier
  4. Dachshunde
  5. Spitze und Hunde vom Urtyp
  6. Lauf- und Schweißhunde
  7. Vorstehhunde
  8. Apportier-, Stöber- und Wasserhunde
  9. Gesellschafts- und Begleithunde
  10. Windhunde

Der Nachweis über Reinrassigkeit

In der Regel erfolgt der Nachweis der Reinrassigkeit dadurch, dass die Eltern des Hundes beide reinrassig sind und deren Vorfahren über mehrere Generationen bekannt sind. Dies wird von den Züchtern in einer Ahnentafel dokumentiert, die jeder Welpe ausgestellt bekommt. Rassezuchtvereine kontrollieren und überwachen die Zuchten und dokumentieren dies im Zuchtbuch.

Genetische Reinrassigkeitsanalyse

Falls der Stammbaum aus irgendwelchen Gründen nicht vorliegt, ist es dank moderner Genetik möglich, mittels einer DNA-Analyse zu prüfen, ob ein Hund reinrassig ist. Die genetische Reinrassigkeitsanalyse erfolgt über einen Vergleich der DNA-Probe des Tiers mit den DNA-Proben einer Vielzahl reinrassiger Hunde aus einer Vergleichsdatenbank. Dieser Vergleich wird im Wesentlichen über eine sogenannte PCA (Principle Component Analysis) durchgeführt.

pca cluster

Mit dieser Analysemethode wird ermittelt, wie ähnlich verschiedene Proben zueinander sind. Proben derselben Rasse sind sich sehr ähnlich und werden in der grafischen Darstellung erwartungsgemäß enger beieinander liegen als zu Proben anderer Rassen. Dies führt zu einer Gruppenbildung von Datenpunkten – auch Cluster genannt – für jede Rasse oder Untergruppe innerhalb einer Rasse. Wenn daher eine Probe innerhalb des Clusters einer bestimmten Rasse liegt, ist das ein Zeichen dafür, dass dieser Hund mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu dieser Rasse gehört.

 

Die DNA-Analyse

 

Geschichte des Tests

Wie alles begann

Hundeforschung aus menschlichem Interesse

Forscher beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Erbgut von Hunden, dem Hundegenom - unter anderem aus einem sehr menschlichen Grund: die Hoffnung, ein besseres Verständnis des Hundegenoms würde dem Kampf gegen menschliche Leiden helfen. Sie versprechen sich von den Hundestudien Einsicht in eine Reihe von erblich bedingten Leiden, die ähnlich beim Menschen vorkommen, darunter einige Krebsarten, Formen von Taubheit, Epilepsie, Diabetes, grauem Star und bestimmte Herzleiden.

Das Hundegenom-Projekt

Während des Hundegenom-Projekts, das im Jahr 2005 abgeschlossen wurde, konnten Wissenschaftler im Rahmen ihrer Forschung erstmals bestimmte Segmente der DNA identifizieren. Diese Bereiche sind für die Unterschiede zwischen verschiedenen Hunderassen verantwortlich. Es sind äußere Merkmale wie die Schwanzform, die Größe oder die Farbe der Tiere.

Vergl.: The Dog Genome: Survey Sequencing and Comparative Analysis. Ewen F. Kirkness, Vineet Bafna, Aaron L. Halpern, Samuel Levy, Karin Remington, Douglas B. Rusch, Arthur L. Delcher, Mihai Pop, Wei Wang, Claire M. Fraser, and J. Craig Venter. Science 26, September 2003 301: 1898–1903

Entwicklung erster Tests

Was eine Rasse genetisch ausmacht

Die Erkenntnisse aus dem Hundegenom-Projekt waren der Ausgangspunkt für weitere Studien. Forscher wollten mehr über die genetischen Unterschiede der Hunderassen erfahren. In diesen Studien wurden verschiedene Marker definiert, also jene DNA-Sequenzen, die für die Unterschiede zwischen Hunderassen verantwortlich sind.

Sie sehen nicht nur anders aus

Die ersten Studien galten der Analyse von reinrassige Hunden. Bei der statistischen Auswertung der umfangreichen Daten erwies sich, dass allein durch die Übereinstimmung der definierten Marker jeweils jene Hunde eine eigene Gruppe bilden, die einer bestimmten Rasse zugeordnet werden. Darüber hinaus zeigte sich die genetische Variationsbreite zwischen verschiedenen Rassen wesentlich größer als die innerhalb  einzelner Rassen. So wurde das Bestehen der verschiedenen Hunderassen erstmals genetisch bescheinigt und damit auch der Nachweis erbracht, dass zwischen den Rassen nicht nur äußerliche, sondern tiefgreifende genetische Unterschiede bestehen.

 

Quellen

Wissenschaftliche Artikel

  • Cadieu, E. et al. (2009): Coat Variation in the Domestic Dog Is Governed by Variants in Three Genes. Science 326, S. 150–153.
  • Ciampolini, R. et al. (2006): Statistical analysis of individual assignment tests among four cattle breeds using fifteen STR loci J. Anim. Sci. 2006 84. S. 11–19.
  • Kirkness, E.F. et al. (2003): The dog genome: survey sequencing and comparative analysis. Science 301, S. 1898–1903.
  • Koskinen, MT (2003): Individual assignment using microsatellite DNA reveals unambiguous breed identification in the domestic dog. Animal Genetics Aug; 34 (4): S. 297–301.
  • Ostrander, E.A. & Kruglyak, L. (2000): Unleashing the canine genome. Genome Res. 10, S. 1271–1274.
  • Parker, H.G. et al. (2004): Genetic structure of the purebred domestic dog. Science 304, S. 1160–1164.

Journalistische Artikel

  • Derr, Mark (2004): Collie or Pug? Study Finds the Genetic Code. The New York Times. [21.05.2004].
  • Petura, Barbara Bradley (2004): New Breakthrough in Dog Genetics. "The Racing Siberian Husky Online". WorkingDogWeb.com. [10.05.2008].
  • Travis, John (2004): Purebred dogs defined by DNA differences. Science News 165 (21). [10.05.200].
  • Ostrander, Elaine A (2008): Warum Hunde so verschieden sind. spiegelonline [20.07.2008]